Leewellenflüge im Raum Bad Gandersheim am 26.10.08
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Bericht von Adrian (Sievers, LSV Alfeld):

 

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Datum:26.10.08
Zeitbezugssystem:  UTC

Startzeit: 1306
Landezeit: 1424
Startort: Bad Gandersheim
Höhenbezugssystem: QFE (Platzhöhe 240m)
Flugzeugtyp: LS4      ggfs. Spannweitenangabe:
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Bodenwindrichtung: SSW-SW
Bodenwindstärke: der Windsack war gerade. Laut Flugleitung Bad Gandersheim 20-25ktn
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Einstieg in die Welle: ca. 13:10  westlich Sebexen
Einstieg aus:       Winde
Einstieg in Höhe: 300-350m
Steigwerte: bis 1,5m/s
Erreichte Höhe:   2100m   Wann? Wo? zwischen Echte und Osterode
Ausdehnung des Steiggebietes:  zwischen westlich Sebexen und Osterode
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Höhenwindrichtung: ca. SW
Höhenwindstärke: ca. 75km/h
Temperaturangaben (Inversionen?):
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Freie Schilderung:

Nach sportlichem Windenstart klinkte ich in 500m aus und flog so gleich direkt Richtung Ahlshausen, also ungefähr über den Einschnitt zwischen Sebexer und Kreienser Hang hinweg. Im Lee des Sebexer leichte Turbulenz. Auf zirka der halben Strecke zwischen Sebexer und Ahlshäuser Hang fand ich laminares Steigen um 1m/s. Ich zögerte nicht lange und flog auf gerader Linie auf den Echter Hang zu, über seine westliche Spitze hinweg. Dort kam ich wieder in Turbulenz und leichtes Saufen. Ich verlagerte sofort gegen den Wind und fand auch umgehend wieder laminare Strömung mit den gleichen Steigwerten wie zuvor. Auf dieser Linie versetzte ich dann Richtung Osterode. Unsere ASK21 kam mir am Ende des Echter ca 200m über mir entgegen. Östlich der BAB drehte ich dann gegen den Wind ein und stieg mit ca. 10-15km/h über Grund - teilweise auch ortsfest, Fahrt ca. 70-80km/h bis auf ungefähr 1800m. Dort sties ich von unten gegen eine Lenti. Ich drückte unter ihr hervor und stieg dann vor ihr, zusammen mit der DG100 die zwischenzeitlich an mich herangestiegen war, bis auf 2100m. Auf dieser Höhe verweilte ich eine ganze Weile und guckte mich etwas in der Gegend um. Ich versetzte bis knapp vor Osterode, dort traf ich auf Turbulenz also drehte ich wieder um. Die Bewölkung unter mir sah am Rand der Lenti aus wie gequirlt - als wenn Sahne in drehenden Kaffee einläuft. Ich hätte gerne ein Foto gemacht aber leider hatte ich den Apparat vergessen. Noch ein kurzes Meeting mit dem Twin dann flog ich mit dem Wind über die Lenti Richtung Seesen vor in die nächste nachgelagerte Steigzone. Dort stieg ich bei ca. 1800m wieder ein. Da es unter mir merklich dichter wurde achtete ich nicht mehr so sehr auf das Steigen sondern mehr auf die Erdsicht. Ich versetzte in dieser Steigzone Richtung Gandersheim bis zur Autobahn. Weil es nun ziemlich dicht machte zog ich die Klappen und tauchte mit 150km/h auf dem Stau wie ein Stein durch das Loch das mir noch blieb. Die Resthöhe noch ein wenig abgeturnt und die Erde hatte mich wieder. Ein ziemlich genialer Flug. Das könnte ich öfter machen!

 

Bericht von Jörg (Dummann, LSV Bad Gandersheim):

 

Datum:                   26.10.08
Zeitbezugssystem:  UTC
Startzeit:                13.20 Z - 
Landezeit:              14:37
Startort:                  Bad Gandersheim
Höhenbezugssystem: QNH (Platzhöhe 240m)
Flugzeugtyp:            SZD 24-4A Foka 4
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Bodenwindrichtung:  SW (Windsackschätzung)
Bodenwindstärke:    12 m/s (Windsackschätzung)
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Einstieg in die Welle: Direkt nach Vorfliegen nach dem Ausklinken
Einstieg aus:            Winde
Einstieg in Höhe:      490 m (250 m QFE EDVA)
Steigwerte:               0,5 - 1,0 m/s
Erreichte Höhe:         2.140 m / ca. 14:20  / knapp westlich Gittelde
Ausdehnung des Steiggebietes: Sebexer Hang - Gittelde / den ganzen Flug über (während meiner Landung startender Twin fand nur noch Hangwind)
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Höhenwindrichtung:   keine genaue Angabe, aber das Verlagern nach Osten in der Welle ging wesentlich schneller, als das wieder-nach-Westen-Vorarbeiten
Höhenwindstärke:      2000m ca. 80 km/h (Ortsfestigkeit)
Temperaturangaben (Inversionen?): niedrige Inversion, vgl. Foto und Temp
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Freie Schilderung:     
Das Vorfliegen nach dem Ausklinken gegen den SW zu unserem SW-Hang war typisch: leichte Turbulenz, Fallen, zeitweise deutlich verstärkt (-3 m/s). Spätes Einsetzen des Steigens, noch luvwärts der gewohnten Hangaufwindzone. Einstieg in ca. 250 m QFE in das erst zögerlich dann mit Werten um 1 m/s konstant einsetzende Steigen, Entschluss, gleich den Hang verlassend quer über das Tal zum Autobahnhang zu fliegen. Tatsächlich konstantes Steigen, am westlichen Ende des Autobahn-Hangs mehr als 1 m/s. Weiteres Vorfliegen bis über die BAB Abfahrt Echte hinaus nach E - dabei abnehmendes Steigen (östlich der BAB nicht lohnend). Zurückversetzen ans W-Ende des Autobahnhangs, dort wieder kräftigeres Steigen. Achtenfliegen. Zwischen dort und Sebexen dann Weitersteigen. Auf einmal auf gleicher Höhe - ca. 1.000 m Kondensationen im N, über dem SW-Hang. Ein wunderschöner Lenti entsteht dort aus dem Nichts und zeigt mir (um ca. 13:40), dass ich genau richtig bin und - sich weiter ausprägend - dass die Schwingung sich doch viel weiter nach E ausdehnen muß, als mein erstes Vortasten nach dort hat glauben gemacht. Folge steigend dem Lenti nach E, über die BAB hinaus bis über den Wald vor Gittelde. Dort endet für mich die Wolkenmarkierung der Welle. Die Kondensationen werden immer mehr. Mich über der Lenti wähnend, muß ich feststellen, daß der "Föhnfisch" sich nach oben ausdehnt, neue, höhere "Layer" bildet, die mich immer wieder zum schnelleren Vorfliegen nach Luv bewegen. Die höheren Geschwindigkeiten zwischen  90 und 100 km/h lassen mein Reststeigen in dieser Höhe dahinschmelzen. Auch das mit zunehmender Bewölkungsdichte angesagte Zurückorientieren zum Platz, das Zurückfliegen nach W erfordert höhere Fahrt und mehr Geduld als vorher der Weg nach E (vielleicht nur eine Folge der mit zunehmender Höhe wachsenden Windgeschwindigkeit? - noch nicht geprüft...). Im SW sehe ich die (mutmaßliche) Primärwelle über der östliche Leinetalgrabenschulter stehen, zwei weitere Folgeschwingungen im N/NE über dem Gandersheim Tal und anschließend daran im Lee eine weitere. Schließlich drängt die Vernunft zum Abstieg zwischen der sich verdichtenden Bewölkung - und wieder einmal genieße ich die tolle Wirkung der Foka-Bremsklappen: voll ausgefahren, am Rande des grünen Bereichs mit 140 km/h geht es problemlos schnell und direkt abwärts.
Vielen, vielen Dank an unsere kleine Mannschaft des Tages (mit der wir vormittags zusammen mit Erwin - und tränenden Augen... - noch die JNP der Vereinflugzeuge erledigten) - Andreas und Tobias (Schröter), Jörg (Bohländer) und zeitweilig helfende, andere Hände! - die es sogar noch auf sich nahmen, die Foka mit aufzurüsten, weil da einer unbedingt mit dem eingebauten Temperaturlogger fliegen wollte...
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Hinweise für eventuelle, ergänzende Angaben:
War der Flug / die Beobachtung "typisch" für das Gebiet? Ja!
Trug der Hang ungewöhnlich hoch und großräumig?
Stärke, Lage und Höhenbereich von angetroffener Turbulenz? Beim Vorfliegen zum Hang nach dem Start, Platzrunde, auch noch über Gan , Luft unruhig
Stärkeres Fallen wo angetroffen? ztw. -3 m/s - zusammen mit Turbulenz angetroffen
Kleinräumige Gebiete maximalen Steigens eingelagert? Ich hatte das beste Steigen am westlichen Ende des Autobahnhangs (Nähe Sebexen)
Lage des Steiggebietes zur Windrichtung: Rechtwinklig? Nein, vgl.o "Höhenwindrichtung"
Leichte Nick-/Stampfbewegungen des Flugzeugs etwa in Maximalhöhe? Nein
Bewölkung: Allgemeine und Lee-Situation,  vgl. freie Schilderung
Sekundär- und weitere Wellen? ja. vgl. Fotos
Scherungswellen in den Lentis abgebildet?  nein
Tagesgang des Wetters: (Frontdurchgang?)  Während des erwähnten Nachfolge-Fluges des Twin wurde Niederschlag im Harzstau beobachtet
Beobachtung anderer Flugzeuge? Meldungen im Funk? "Buschtrommel"?
Vermuteter Auslöser: (Höhenzug / Konvektion / Scherung) Ob's wirklich die Ahlsburg ist?

Da ich keinen IGC-Logger in der Foka habe, sondern nur den Datenlogger meine Logger-Doku hier außerhalb der Sammeldarstellung:

 


Flugweg (Höhe farbcodiert - aufsteigend: rot/gelb/grün/türkis/blau/violett) vom Start bis 999m und von 999m bis Landung 
(dazwischen fehlts - ein nicht erledigtes Firmware-Update war Schuld...)

 


GPS-Höhe, die Logger-Zeit geht gegenüber GMT ca. 10 min vor
(Temp-Messung, dargestellt unter
Wetterdoku 26.10.08)

 


Blick nach SW in Richtung der Northeimer Seen - Inversion!


Die im Text beschriebene Bildung des Lentis ...
Blick nach NNW, unten im Foto ein wenig links außerhalb der Bildmitte: EDVA


...Impression...


Blick nach E


Der Lenti weist den Weg weiter nach E...


Vom östlichen Lenti-Ende der Blick nach N zum Brocken...


Blick nach SW - im NW die aufziehende Frontbewölkung...


...und zurück nach W...


Der Lenti schichtet sich nach oben...


Blick W: Die Bewölkung der Primärwelle über der östlichen Schulter des Leinetalgrabens...
(Die Bückeburger Kameraden nutzten sie!)
- wächst auch langsam nach Lee.


Blick N: Folgeschwingungen... (bildmittig rechts: Seesen)


Feuchte Kaltluft sickert, drängt herein...


Blick N...


Nach dem Abstieg, Blick SW (Ahlshausen) und die kabbelige Oberfläche der Kaltluft,
deren Grenzfläche offenbar immer noch ausgebildet ist

4 Flüge

Flüge in der Leinetalwelle bei Northeim (Primärwelle der Gandersheimer Schwingung?)