Leewellenflüge am Harz  vom 20.10.08
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Bericht von Frank (Hofmann, Braunschweig:)

Zunächst einmal vielen, vielen Dank für Eure Mühe (besonders an Erland). Anbei der Loggerschrieb unseres heutigen Fluges. Alles war legal, da wir (Janus CM D-KKMM) einen Transponder an Bord haben und Bremen Radar außerordentlich kooperativ war!

Kurzbericht: Nach Start in Braunschweig (EDVE) bei kräftigem Wind aus 245 Grad mit (nach LX) 67 km/h brauchten wir (Frank Hofmann / Markus Schmied Aero-Club Braunschweig) ca. eine halbe Stunde Motorlaufzeit bis Höhe Goslar. Von dort ließen wir uns im Segelflug östlich versetzen, bis wir in 1750m (über BS-Flugplatz) bei Ilsenburg den Einstieg in die erste Welle fanden. Das Steigen war überwiegend schwach 0,5 m/s auch mal 1m/s und es brauchte viel Geduld, die 3000m zu erreichen. Viel Geduld mit uns brauchten auch die Lotsen in Bremen, da es naturgemäß schwierig war, die erreichbaren Höhen genau vorherzusagen und z. T. auch die freigegebene Flugfläche einzuhalten, wenn z.B. kurzfristiges Fallen dazwischen kam.
Insgesamt ein interessanter Flug, zumal uns auf dem Rückflug nach EDVE erhebliche Turbulenzen / Rotoren in ca. 2000m Höhe überraschten. Steigen gab es dort natürlich auch, aber wir hatten BS-Turm schon den Endanflug angekündigt, so dass wir es dabei beließen.

Datum: 20.10.08
Zeitbezugssystem: MESZ
Startzeit: 11:27
Landezeit: 15:55
Startort: EDVE
Höhenbezugssystem: QNH
Flugzeugtyp: Janus CM
Wind: 235 - 245 Grad; 25 - 67 km/h
Einstieg in die Welle: Linie Brocken - Ilsenburg in ca. 1750m
max. Höhe: 5100m
Steigwerte 0,5 - 1m/s (kurzfristig 1,8)

Bericht von Karl-Heinz (Dannhauer, Leipzig-Oschatz, Aschersleben):

Datum: 20.10.2008
Zeitbezugssystem:  UTC
Startzeit: 10:00
Landezeit: 15:30
Startort: Aschersleben
Höhenbezugssystem: QNH
Flugzeugtyp: LS 3a (Streichert); Puchacz (Grahneis/Kramer); Mini Nimbus (Krause); LS 3a (Marko); Astir (Truschkewitz)
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Bodenwindrichtung: ca. 190° (FP Aschersleben)
Bodenwindstärke: 7-10 kt
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Einstieg in die Welle: ca. 13 Uhr, Südl. Concordia See bei Aschersleben
Einstieg aus: F-Schlepp
Einstieg in Höhe: ca. 1450m
Steigwerte: bis ca. 1,3m/s
Erreichte Höhe: 2400m
Ausdehnung des Steiggebietes: 3 Steiggebiete (siehe Abbildung)

Freie Schilderung:

Vom 18.10.08 bis 23.10.08 fand am Flugplatz Aschersleben ein Fluglehrerfortbildungslehrgang zum Thema „Leewellensegelflug“ statt. Wir hatten die Teilnehmer aufgefordert ihre Segler mitzubringen in der Hoffnung, nicht nur etwas über die Theorie des Wellenfluges zu hören sondern auch eine Wellenwetterlage am Harz praktisch zu erleben. Soviel sei schon vorweggenommen - alle 15 Teilnehmer kamen in den Genuß mindestens eines Wellenfluges.

Am Nachmittag des 19.10.08 wurden zunächst, nach viel Theorie, die ersten Schnupperflüge durchgeführt um die Teilnehmer, die zum Teil noch nie zu einem Wellenflug gestartet waren, auf die Gegebenheiten am Ostharz einzustimmen. Bei einem Flug zusammen mit Jörg konnten wir sogar im Bereich von Heimburg und Derenburg rotoriges Steigen nutzen (siehe Jörg’s Bericht vom 19.10).

Doch nun zum 20.10. den wir, hinsichtlich der Wetterentwicklung, schon seit Anbeginn des Lehrgangs im Focus hatten. In der Abbildung 1 sind in einer Übersicht alle Wellenflüge des Tages mit Start in Aschersleben dargestellt. Deutlich zu erkennen sind 3 erflogene Steiggebiete.


Abbildung 1: Wellenflüge am 20.10.08 vom Flugplatz Aschersleben aus.

Die Lokalisation der erflogenen Steiggebiete entsprach übrigens sehr gut den Vorhersagekarten.


Abbildung 2: Vorhersagekarte des Windfeldes und der  Steiggebiete (
http://rasp.linta.de/NIEDERSACHSEN_WAVE/ ) für die Morgenstunden des 20.10.08 im 850mb Niveau. Deutlich zu erkennen sind die Steiggebiete im Brockenlee und am Nordostharz in der Region Quedlinburg.

Doch nun zu den Flügen selbst.

Die Segler standen gegen 9.00 Uhr Ortszeit am Startplatz in Aschersleben. Richtung Harz und Richtung Nordost waren einzelne ortsständige hohe Wolkenstrukturen zu erkennen. Ein frühes Telefonat mit dem Wachleiter der DFS Center München ergab aber den  ernüchternden Ausblick, das es an diesem Tag wegen zu starkem Verkehrsaufkommen keine Aktivierung des Wellenfensters „Harz“ geben würde. Auch weitere spätere telefonische Rückfragen zu einer eventuellen kurzzeitigen Freigabe blieben erfolglos.


Abbildung 3: Flugplatz Aschersleben 9.00 Uhr Ortszeit mit Blickrichtung zum Harz (ca. 270 Grad). Deutlich erkennbar sind die hohen Wolken, die eine schwingende Luftmasse erahnen ließen (Foto: Lieder).


Abbildung 4: Flugplatz Aschersleben (Foto: Lieder) mit Blickrichtung Ost (ca. 90 Grad).

Als „Scout“ startete unser Falke mit R. Gutenmorgen und U. Hofmann zur Lokalisation der Steiggebiete. Wirklich gutes Steigen fand die Besatzung lediglich im Lee des Brockens.


Abbildung 5: Im Lee des Brocken 11.45 Uhr Ortszeit mit Blickrichtung zum Harz (ca. 200 Grad). Deutlich erkennbar ist eine Inversionsschicht unter Gipfelniveau (Foto: Hofmann).

Als Auskuppelpunkt für die Segler wurde die Linie zwischen Ermsleben und Hoym westlich von Aschersleben (Windpark) angeflogen. Die Auskuppelhöhen lagen zwischen 1000m bzw. 1500m. Die zuerst gestarteten Segler erreichten bei schwachem Steigen ( max. 0,5 m/sec) Flughöhen bis 1700m. Die Flüge am Nachmittag hatten insgesamt bessere Steigwerte und es wurden Höhen über 2000m erreicht. Die größte Höhe erreichte Andreas Marko südöstlich des Concordia See’s mit 2400m (Startzeit 14.00 UTC).


Abbildung 6: Im Vordergrund der Harz mit aus der Inversionsschicht herausschauendem Brocken und einer unterbrochenen Inversionsschicht (roter Pfeil) im Lee des Harzes (Foto: Grahneis).

Insgesamt ein besonderer und sehr schöner Wellentag mit eindrucksvollen Flügen. Faszinierend waren auch die optischen Eindrücke. Auf fast allen Bildern konnte man die Lage der Inversionsschichten erkennen. Da ein Segler mit Temperatursensor und Datenlogger ausgerüstet war können in der Nachbereitung die Beobachtungen, z.B. zur Lage von Inversionsschichten, noch präzisiert werden.