Nachdem wir heute
(08.12.02) den Segelflugbetrieb bei kaltem aber sonnigem Wetter erst spät
aufgenommen hatten, fingen wir einen Funkspruch der Maule "OT" aus
Hessisch-Lichtenau auf, die sich am Meissner in 6500ft befand. Ich ließ mich
sogleich, es war schon 15:15 Ortszeit, mit der LS1c in Richtung Meissner
schleppen. Schon im Schlepp südlich Witzenhausen gab es kurz eine Turbulenz,
gleich danach völlig ruhige Luft mit gleichmäßig 3m/s, was etwa 1m/s über
dem üblichen Steigwert mit unserer Morane lag. Ich ließ mich, weil ich der
Sache noch nicht ganz traute, auf ca. 1100m über Start (1300m MSL) schleppen
und klinkte östlich Großalmerode aus. Bei etwa 80 km/h Ostwind, der genau quer
zum Meissner stand, ging es dann völlig ruhig mit zunächst 1 m/s, dann auch
bis über 2 m/s stetig aufwärts. Auch in der erflogenen Höhe von 3000m MSL
waren noch 2 m/s Steigen vorhanden und es wäre vermutlich noch bis auf
mindestens 3500-3700 hinaufgegangen Die Optik war wieder phantastisch, besonders
durch die dünne geschlossene Schneedecke in besagtem Gebiet. Nicht schlecht für
den 2. Advent! Inzwischen war auch unsere K13 doppelsitzig gefolgt, konnte aber
nicht mehr 2700 m übersteigen, weil wir wegen des nahenden SU absteigen mussten
- und auch, weil wir einigermaßen durchgefroren waren. Da sich keinerlei Rotor-
bzw. Lenti-Bewölkung entwickelt hatte, konnte man nichts an weiteren Wellen in
der Umgebung erkennen. Lediglich fern im Westen schien eine breite Lenti zu
stehen.
Übrigens zogen auch einige riesige Kranichzüge vorbei, das aber eher unter der
Inversion, die wohl bei 6-800 m über Platz lag.
Vielleicht ergibt sich morgen (Mo, 9.12.02) eine ähnliche Wetterlage.
Vergebliche
Wellen-Suche am 09.12.02
Gestern (Mo, 09.12.02) bin ich mit dem Motorsegler (SF25C) auf die Suche
nach Wellen gegangen. Eigenartigerweise lag eine praktisch geschlossene
Wolkendecke (Hochnebel, ca. nur 200 m stark) etwa von leicht nördlich
Witzenhausen nach Süden. Keine Welle am Meissner. Nördlich einer scharfen
Ost-West-Linie keine Bewölkung. Wir sind zum Brocken geflogen, der klar aus der
Inversion herausragte, aber auch dort war trotz starken Windes keine Ostwelle
auszumachen.
Auf unsere Anfrage nach den möglichen Ursachen
für das Ausbleiben der Wellen hin hat uns Erland Lorenzen aus dem Stehgreif
folgende Interpretation erstellt:
"Für die Wellenentstehung benötigt man eine "schwingungsfähige
Luftmasse", die aus einer sog. "Totluftmasse" und einer darüber
liegenden wärmeren, weniger stabilen Luftmasse besteht. Beide müssen durch
eine Inversion getrennt sein. Außerdem gehört dazu auch noch das entsprechende
Windprofil mit mindestens ca. 15-20 kt im Mittelgebirgsgipfelniveau nach oben
zunehmend oder doch zumindest gleichbleibend. Dabei darf die Strömung nicht
mehr als ca. +/- 30° aus der Gebirgssenkrechten herausgedreht sein. Bei größerer
Drehung oder signifikanter Abnahme des Windes bricht die Welle sofort ab.
Am 08.12.02 war diese zweigeteilte Schicht zwischen ca. 900 und 3400 m
vorhanden. Darüber nahm die Windstärke markant von 30 auf 15 kt ab (Bereich
der 2. Inversion).
Am 09.12.02 war die Situation im Meininger Temp nahezu die gleiche, nur etwas
verschlechtert durch die untere nicht so ausgeprägte "Totluftmasse".
Aber für einen entsprechend ausgerichteten Höhenzug im Bereich von Meiningen hätte
es noch ein Anschwingen geben können. Im Verlauf des Vormittags war jedoch von
Nordosten her in allen Höhen eine etwas kältere Luftmasse bei kräftigem Wind
eingeflossen (im Nulluhr-Temp von Meiningen noch nicht zu erkennen), so dass die
Schwingungsfähigkeit der Luftmasse nicht mehr gegeben war und kein Anschwingen
der Welle mehr stattfand."